Artikel Archiv
Ich tu's für dich!
29.8.2021

Ein alter Onkel meiner Kindheitstage wusste sich manchmal fein herauszureden: Wenn er Anderen half und es gelang ihm im Ergebnis nicht ganz so wie gewünscht, dann äußerte er schon mal augenzwinkernd in die Runde blickend: „Ist ja nicht für uns!“ Und wenn er für den eigenen Bedarf etwas anfertigte und es wurde nicht so perfekt wie gewollt, wusste er seine Familie zu trösten mit dem Kommentar: „Ist ja nur für uns!“. Eine seiner Spruchvarianten passte immer, so oder so.
Wo lohnt es sich, sein Bestes zu geben? Wo sonst haufenweise die Reklamationen kämen? Wo man sonst seine Karriere abschreiben müsste? Wo man sonst auch unter seinen eigenen Ansprüchen läge?
Wir erleben in den augenblicklichen Notlagen eine bemerkenswerte Hilfsbereitschaft etwa in den Flutgebieten oder auch ein ehrliches Mitempfinden mit den gefährdeten Menschen, die in Afghanistan in der Falle sitzen. Warum geben, beten, helfen wir?
Wir setzen uns ein, wir empfinden mit, wir tun unser Bestes, wo wir vom Ergehen eines Menschen berührt sind. Auch wo wir in besseren Tagen von einer Sache fasziniert sind. Im Persönlichen investieren wir uns am stärksten in die Richtung, in die unsere Liebe hingeht. Vielleicht im Kampf um einen sicheren Spielplatz oder Schulweg, wo’s in der Familie die Kleinen betrifft. Vielleicht in der unermüdlichen Fürsorge für einen pflegebedürftigen Angehörigen, wo die Kräfte des Vaters, der Mutter hingeschwunden sind.
Wie mein Onkel damals unausgesprochen schon ahnte: Es geht am Ende immer darum, für wen wir etwas tun. Motivation ist das Resultat eines brennenden Herzens für das, was mir wichtig ist. Ein Mensch oder auch das Werk für ihn. Und der Einsatz ehrt dann auch mich selbst. Mehr noch: Er gibt auch dem Antwort, der von Gott her alles schon für uns Menschen gegeben hat, Jesus Christus. Im Wochenspruch, der diesen Sonntag einläutet, bestätigt er denen, die ihm folgten: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25, 40b)! Das Schippen im Schlamm, das Einspielen von Hilfsgeldern, das Sitzen am Krankenbett, Jesus ermutigt: „Das habt ihr für mich getan! Ich sehe es, ganz gleich, ob sonst noch jemand Notiz davon nimmt! Auch wenn das Bundesverdienstkreuz einmal ausbleiben wird: Bei mir kommt an, was du schenkst! Perfekter als du glaubst! Danke, es lohnt sich! Mach weiter!“

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Pfarrer Jürger Jerosch,
Evangelische Versöhnungskirchengemeinde Lüdenscheid