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On Air in der Nicolaikirche
15.12.2021

HALVER + Was lange währt, wird endlich gut! Nach langem Warten, Hoffen, Zittern und Bangen wegen der hohen Inzidenzzahlen holte die preisgekrönte A-cappella-Gruppe „OnAir“ aus Berlin am Mittwoch in der Evangelischen Nicolai-Kirche ihr im Vorjahr coronabedingt ausgefallenes Weihnachtskonzert „So this is Christmas“ nach. Viele alte Lieder, die sich in der Version der Berliner ganz anders anfühlten und anhörten, vereinten Jennifer Kothe (Sopran), Marta Helmin (Sopran), André Bachmann (Tenor), Patrick Oliver (Bariton/ Beatbox) und Kristofer Benn (Bass) in einem stimmungsvollen weihnachtlichen Programm.
Mit brillanten, unverwechselbaren Arrangements und betörenden Gänsehautstimmen, die perfekt miteinander harmonierten, fingen die fünf Sänger den Zauber der Weihnachtszeit ein. Mit stehenden Ovationen feierten die Halveraner die Berliner, die ihren einzigartigen Sound wie gewohnt mit einem ausgefeilten Licht- und Sounddesign ins rechte Licht rückten. Zwei Zugaben – darunter „das“ Weihnachtslied (Stille Nacht) schlechthin – gönnte die Band, die diesmal bewusst wenig mit ihrem Loop-Gerät arbeitete und dann und wann sogar das Mikrofon an die Seite legte, ihrem begeisterten Publikum. Als Beatboxer Patrick Oliver, der beim Weihnachtskonzert auch als Solist in Erscheinung trat, das berühmte „Ave Maria“ von Bach/Gounod berührend zart und gefühlvoll ohne Mikro sang, war es mucksmäuschenstill in der vollen, nach 2G besetzten Kirche.

Sowohl altüberlieferte Advents- und Weihnachtslieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“ als auch moderne Weihnachtslieder von Queen (Thank God it’s Christmas), den Beatles (Wonderful Christmas Time) oder Chris Rea (Driving Home for Christmas) hatte die Band, in der jeder mal Solist, mal Backgroundsänger oder charmanter Moderator war, im Repertoire. In vielerlei Sprachen – auf Deutsch, Englisch, Lateinisch, Schwedisch und Polnisch – besang die Gruppe eine magische Zeit. Von der Vorfreude, zum Fest nach Hause zu kommen, Liebe, Freude, Frieden und Besinnlichkeit war in ruhigen und fröhlich swingenden Liedern die Rede. Ein ums andere Mal überraschten die Berliner dabei mit ihren ausgefeilten, brillanten Arrangements. Arbeiteten sie bei „Maria durch ein Dornwald ging“ mit Echo und kleinen Stimmfetzen, die wie glitzernde Sterne in der Luft schwebten, wagten sie sich beim Medley bekannter amerikanischer Weihnachtslieder sogar aufs Glatteis und ahmten Schlittschuhläufer auf einem zugefrorenen See nach. Alle Facetten von Weihnachtsliedern – andächtige und ergreifende, sehnsuchtsvolle und überschäumend fröhliche – brachten die fünf Ausnahmesänger stimmig unter einen Hut. Forte und piano, ruhig und lebhaft gelangen alle Vorträge mit Bravour. Highlights herauszugreifen, fällt schwer. Das anrührende polnische Weihnachtslied „Koleda Maryi“, ergreifend von Marta Helmin in ihrer Muttersprache umgesetzt, gehörte ebenso dazu wie der von den einen geliebte, von den anderen gehasste Wham-Klassiker „Last Christmas“, bei der das Publikum humorvoll Farbe bekennen musste. Wer das Lied liebte, bewegte die Arme, wer nicht, ließ es bleiben. Für alle, die nicht dabei sein konnten: Am 22. Dezember gibt’s ein Live-Streaming „So this is Christmas“-Konzert aus Berlin, das über die Homepage von OnAir mitzuerleben ist. ©ms
