Artikel Archiv

Neu im Amt

28.12.2021

In der Evangelischen Kirchengemeinde Rönsahl freut man sich darüber, dass in Person von Regina Marcus, die zudem auch als Presbyterin in der Gemeinde tätig ist, seit einigen Wochen das Amt der Kirchenküsterin neu besetzt werden konnte. Sobald es die Corona-Lage zulässt, soll die offizielle Amtseinführung erfolgen. (Foto: Rainer Crummenerl)
In der Evangelischen Kirchengemeinde Rönsahl freut man sich darüber, dass in Person von Regina Marcus, die zudem auch als Presbyterin in der Gemeinde tätig ist, seit einigen Wochen das Amt der Kirchenküsterin neu besetzt werden konnte. Sobald es die Corona-Lage zulässt, soll die offizielle Amtseinführung erfolgen. (Foto: Rainer Crummenerl)

RÖNSAHL + „Hallo, ich bin die Neue – also die neue Küsterin.“ Mit diesen Worten beginnt ein Artikel im jüngsten Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Rönsahl, in dem sich Regina Marcus den Gemeindegliedern als neue Küsterin und damit als Nachfolgerin der langjährig in diesem Amt tätigen Kirchenküsterin Valentina Hartfeil vorstellt, die dieses Amt aus Altersgründen in diesem Frühjahr aufgegeben hatte. Umso erfreulicher ist es deshalb, dass die Gemeinde jetzt auf der Suche nach einer Nachfolgerin/einem Nachfolger in diesem wichtigen Amt erfolgreich war.

 

„Neben meiner Funktion als Presbyterin in unserer Gemeinde und als Gemeindebrief-Redakteurin habe ich nun die Nachfolge von Valentina Hartfeil angetreten und darf die ehrenvolle Aufgabe des Küsters in der Servatiuskirche erfüllen. Seit April dieses Jahres bin ich nicht mehr selbständig und damit auch nicht mehr vollzeitbeschäftigt und habe nun Zeit für neue Aufgaben. Da wuchs in mir der Wunsch, nach dem Ausscheiden von Valentina die ehrenvolle Tätigkeit als Küsterin zu übernehmen. Nun bin ich für Sauberkeit und Ordnung in unserer altehrwürdigen Kirche zuständig und für die Vorbereitung und Begleitung von Gottesdiensten und Amtshandlungen. Es ist mir eine Ehre, dies tun zu dürfen, und ich bitte um Gottes Beistand und Hilfe.“ So heißt es weiter in dem Text, mit dem sich Regina Marcus als neue Kirchenküsterin vorstellt.

 

Zu den bereits angesprochenen Aufgaben im Küsteramt zählt nicht zuletzt das Öffnen und Schließen des Kirchengebäudes, das Anzünden der Kerzen, das Bestücken der Liedtafeln, nicht zu vergessen das rechtzeitige Läuten der Glocken, sowie das Vorbereiten der liturgischen Gefäße und Geräte zu den jeweiligen Anlässen und das Sorgen für den Kirchenschmuck.

 

Bei dieser Gelegenheit mag es manchem bewusstwerden, dass gerade das Küsteramt – obwohl weit weniger im Focus als das des Pfarrers – seit alters her ebenso zu den unverzichtbaren und damit besonders wichtigen Dingen in einer funktionierenden Kirchengemeinde gehört. So war und ist das zu allen Zeiten und bis heute auch in Rönsahl. Die Servatius-Gemeinde hatte ihre Küster stets über einen langen Zeitraum. In guter Erinnerung geblieben sind hier Oscar Graf, der das Amt in schwerer Nachkriegszeit bekleidete, dessen Nachfolgerinnen Ingwelde Schröder, Inge Ruhnow und zuletzt dann Valentina Hartfeil.

Noch heute kommt in Zusammenhang mit dem Küsterdienst hin und wieder die Sprache auf „Kniest Mielchen“, die das Küsteramt an der Servatiuskirche um die Wende zum 20. Jahrhundert versehen und für so manches nette „Vertelleken“ gesorgt hat. (Foto: Rainer Crummenerl)
Noch heute kommt in Zusammenhang mit dem Küsterdienst hin und wieder die Sprache auf „Kniest Mielchen“, die das Küsteramt an der Servatiuskirche um die Wende zum 20. Jahrhundert versehen und für so manches nette „Vertelleken“ gesorgt hat. (Foto: Rainer Crummenerl)

Geradezu eine Art „Kultstatus“ genoss – aus heutiger Sicht zumindest – allerdings Küsterin Emilie Kniest, im Volksmund nur „Kniest Mielchen“ genannt, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und das dann über einen langen Zeitraum von mehr als einem Vierteljahrhundert und unter damals schwierigsten Bedingungen das Küsteramt an der Servatiuskirche versehen hat. „Kniest Mielchen“ hat in dieser Zeit unter vier Pfarrern, nämlich Paul Radicke (1896 bis 1934), Wilhelm Dreisbach (1934 bis 1942) Dienst getan und auch noch die Pfarrer Albert Turck und Herbert Griesing kennen gelernt und ist im Jahr 1951 hochbetagt im Alter von 91 Jahren verstorben. Bis heute weiß man sich so manche „Schnurre“ aus dem Leben von „Kniest Mielchen“ zu erzählen, auch davon, dass sie wintertags schon „in der halben Nacht“ aufstehen musste, um die beiden schweren Bulleröfen, die damals noch für die nötige Wärme zur Gottesdienstzeit in der Kirche sorgten, mit Koks zu versorgen. „Mielchen“ musste die steile Treppe zu den Turmstuben hinaufsteigen, um mit Muskelkraft die Glocken zu läuten und hatte im Küsteramt auch ansonsten so manches zu tun, was heute zum Glück wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist. ©cr

zurück zur Übersicht