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Sacrum in der Erlöserkirche

9.3.2022

Der Künstler selbst war nicht nur bei der nachmittäglichen offiziellen Eröffnung seiner Ausstellung anwesend sondern auch im Gottesdienst am Vormittag. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)
Der Künstler selbst war nicht nur bei der nachmittäglichen offiziellen Eröffnung seiner Ausstellung anwesend sondern auch im Gottesdienst am Vormittag. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)

ATTENDORN + Zwar wurde die Ausstellung offiziell erst am Nachmittag des 6. März in der Erlöserkirche der evangelischen Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt durch den Attendorner Bürgermeister Christian Pospischil eröffnet, doch die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher hatten schon am Vormittag während des Gottesdienstes die Gelegenheit die Ikonen zu betrachten. Die Ausstellung findet im Rahmen der 800-Jahrfeierlichkeiten der Stadt statt.

 

Prädikant Wolfgang Dröpper, der Vorsitzende des Gesamtpresbyteriums der Kirchengemeinde, ließ es sich nicht nehmen, seinen Gottesdienst am Sonntag Invokavit (6. März), unter das Thema der Ausstellung „SACRUM“ des Künstlers Tomasz Bzdęga zu stellen, den er auch persönlich begrüßen konnte. Bzdęga stammt aus der polnischen Partnerstadt Attendorns Rawicz, die gerne an den zahlreichen Feierlichkeiten während des Jahres 2022 teilnimmt.

 

Dröpper wies in seiner Begrüßung daraufhin, dass es bereits vor vielen Jahren in der Kirche eine Ikonenausstellung gegeben habe, in deren Rahmen der bereits verstorbene Attendorner Künstler Heinrich Schmettkamp der Gemeinde eine Ikone geschenkt habe, die seitdem hinter den Presbyterbänken hänge.

 

Sarah Menzebach, Kunsterzieherin am St. Ursula-Gymnasium der Hansestadt, führte die Gottesdienstbesucher in einem kurzen Referat in die Geheimnisse der Ikonenmalerei ein.

Sarah Menzebach vom St. Ursula-Gymnasium in Attendorn, gab einen kleinen Einblick in die Welt der Ikonen. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)
Sarah Menzebach vom St. Ursula-Gymnasium in Attendorn, gab einen kleinen Einblick in die Welt der Ikonen. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)

Wenn man an eine solche Ikone herangehe wie ein Kind, so sehe man vielleicht nur „ein dunkles Bild mit einem Mann oder einer Frau mit viel Gold und langen Fingern „und die gucken einen so ein bisschen komisch und irgendwie besonders an“, so die Referentin. Und dieser Eindruck sei auch gar nicht so verkehrt. Denn bei Ikonen handele es sich um ganz besondere Abbildungen, die man ursprünglich überwiegend in der orthodoxen Kirche finde, die aber ihren Weg auch in andere Glaubensrichtungen gefunden hätten. Das Motiv stelle direkt oder indirekt immer einen Bezug zu Gott her, zeige ihn aber niemals selbst.

 

Wenn man eine Ikone betrachte, werde eine besondere Stimmung erzeugt. Ehrfurcht und eine existentielle Beziehung zur dargestellten Person. Diese Wirkung sei auch gewollt und werde durch die Art und Weise der Darstellung hervorgerufen.

 

Der Blickkontakt, insbesondere bei den Christusdarstellungen bleibe vielen im Gedächtnis. Er sei eindringlich und schaffe eine Verbindung vom irdischen Betrachter zu Gott, so Sarah Menzebach. Ganz typisch sei diese Wirkung bei den Darstellungen Christi, in denen er die rechte Hand als Segensgeste erhebe und mit der linken ein Evangelienbuch halte. Nicht im Blick des Betrachters oder der Betrachterin liege die Bedeutung, sondern der Blick der Ikone auf uns sei das was zähle.

Tomasz Bzdęga erläuterte selbst die Ikone ECCE HOMO I. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)
Tomasz Bzdęga erläuterte selbst die Ikone ECCE HOMO I. (Foto: Karl-Herrmann Ernst)

 

Tomasz Bzdęga, Absolvent der Königlichen Kunstschule Nowa Ruda, Absolvent des Instituts für Kunst und plastische Kultur an der Pädagogischen Hochschule in Zielone Góra, zur Zeit Leiter der impressionistischen Abteilung des Kulturzentrums in Rawicz und Dozent für Kunstkurse für Erwachsene, erläuterte in kurzen Worten seine Arbeiten: „Die 23 präsentierten Bilder wurden inspiriert durch altrussische Kunstwerke und sakrale Malereien aus dem Mittelalter. Fertiggestellt wurden sie auf zufällig gefundenen sehr alten Brettern, denen man auch das Alter ansieht. Manche sind 130 Jahre alt. Durch die aufgemalten religiösen Motive wurde ihnen neues Leben eingehaucht. Ich hoffe, dass aufgrund dieser Kunstwerke unser Glaube sich stärken wird und wir näher zu Gott kommen.“

 

Dann gab er Erläuterungen zu der kleinen Ikone (13 x 21 cm) ECCE HOMO I, die im Altarraum der Erlöserkirche aufgestellt worden war. Sie stelle Jesus Christus als Mann der Schmerzen dar, der eine Dornenkrone trage, und er entblöße die Wundmale auf seinen Händen. Auf dem Gesicht sehe man Schmerz und Leiden. Seine Augen hätten eine Hoffnung darauf, dass sein Tod nicht umsonst gewesen sei. Eine nach oben erhobene Hand segne die Menschheit auf dem Weg zur Erlösung.

 

Der Gottesdienst, dessen musikalische Begleitung in den Händen von Wolfgang Elsaeßer lag, hinterließ bei den Besucherinnen und Besuchern einen tiefen Eindruck über die tiefe Gläubigkeit, die die Kunstwerke von Tomasz Bzdęga ausdrücken. ©khe

Die Ausstellung „SACRUM“, die im Rahmen der 800-Jahrfeier der Hansestadt Attendorn durchgeführt wird, ist bis zum 3. April 2022 in der Erlöserkirche am Klosterplatz zu sehen. Sie ist geöffnet montags und donnerstags von 15 – 18 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr und außerdem eine halbe Stunde vor und nach den gewohnten Gottesdiensten. Zudem ist sie am Freitag, 25. März im Rahmen der „Nacht der offenen Kirchen“ in der Zeit von 20 bis 24 Uhr zu sehen.

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