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"Gut, aber eine Herausforderung"
23.3.2022

HÜLSCHEID-HEEDFELD/OBERRAHMEDE/RAHMEDE + Als ob es nicht schon reichte, dass erstmals in der Westfälischen Landeskirche drei Kirchengemeinden gemeinsam eine Pfarrstelle besetzen und die Einführung ihres neuen Pfarrers feiern: Die offizielle Einführung von Michael Siol in den Evangelischen Gemeinden Hülscheid-Heedfeld, Oberrahmede und Rahmede in der Kirche in Heedfeld wurde gleich in mehrfacher Hinsicht zu einem besonderen Ereignis. Dazu zählte schon die Tatsache, dass ein solches Ereignis nach zwei Jahren Pandemie überhaupt wieder in einer vollen Kirche, mit zahlreichen Segenswünschen und Grußworten und einem anschließenden Empfang im Gemeindehaus gefeiert werden konnte. Außerdem waren mit Dr. Christof Grote als amtierenden und Klaus Majoress als sein Vorgänger gleich zwei Superintendenten dabei, die das Wort ergriffen. Und dass mit Schalksmühles stellvertretendem Bürgermeister Harald Haböck und Lüdenscheids Stadtoberhaupt Sebastian Wagemeyer „nur“ zwei Bürgermeister Grußworte überbrachten, lag schlicht daran, dass Altenas Erster Bürgermeister Uwe Kober und der Ortsvorsteher der Rahmede, Andreas Kern, verhindert waren.
Und dann wurde Michael Siol auch noch in der Gemeinde als Pfarrer eingeführt, in der er selbst getauft wurde, groß geworden ist und mit seiner Familie verwurzelt ist. Mit dabei waren Siols vier Kinder, von denen der jüngste an diesem Tag seinen vierten Geburtstag feierte – auch das wurde nicht vergessen. Seine Ehefrau musste den Gottesdienst allerdings in Quarantäne von zuhause aus per Zoom verfolgen. Mit den Blumen, die für sie gedacht waren, winkte Michael Siol in die Kamera – und ihr Dank kam per Textnachricht auf die Leinwand.

Geleitet wurde der Gottesdienst von Thorsten Brinkmeier, der gemeinsam mit Michael Siol Pfarrer für die drei seit Januar in pfarramtlicher Verbindung stehenden Gemeinden ist. Eine Band aus Hülscheid-Heedfeld und ein Posaunenchor mit Mitwirkenden aus allen drei Gemeinden – ebenfalls eine Premiere – übernahmen die musikalische Begleitung. Die offizielle Einführung mit der Übergabe der Urkunde, die Michael Siol mit dem Pfarramt beauftragte und gleichzeitig seinen Probedienst beendete, war Aufgabe von Dr. Christof Grote, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg. Bei den anschließenden Segnungen traten ein Dutzend Menschen aus den drei Gemeinden an die Seite des Superintendenten.
In seiner Predigt unter dem Bibelwort „Steh auf und iss“ sprach Michael Siol über die Aufgaben, die Gott für die Menschen vorsieht und entwarf eine Perspektive für sich selbst, für die drei Gemeinden und für Christen in einer Welt, in der so vieles nicht mehr ist, wie gewohnt: Er stehe als Pfarrer für die Liebe Gottes, „aber ich stehe auch für die Tat“, sagte Siol. Denn „wir als Christen fragen, was ist dran.“ Und so kümmerten sie sich um die Aufgaben, die Gott ihnen stellt. Denn Christsein bedeute mehr als Verkündigung der Liebe Gottes. Gerade jetzt gehe es darum, den Menschen zu helfen, die aus der Ukraine kommen, und ihnen Unterkunft zu geben.
Klaus Majoress, Superintendent a.D. übermittelte die Glückwünsche im Auftrag des Kirchenkreises. Er hatte gemeinsam mit den Gemeinden und den beiden Pfarrern Michael Siol und Thorsten Brinkmeier sowie Doris Korte und der verstorbenen Monika Deitenbeck-Goseberg bereits seit Jahren den Weg zur Zusammenarbeit der Gemeinden vorbereitet. „Es ist gut, dass dieser Punkt erreicht ist, aber es ist gleichzeitig eine Herausforderung“, sagte Majoress.

Doris Korte, vor einem Jahr als Pfarrerin in Hülscheid-Heedfeld in den Ruhestand verabschiedet, machte aus ihrer Begeisterung über die Einführung ihres Nachfolgers keinen Hehl: „Ich freue mich total, dabei sein zu dürfen.“ Gut gelaunt sprach sie darüber, wie sie Michael Siol schon als Kind in der Gemeinde erlebte. Brinkmeier betonte, Monika Deitenbeck-Goseberg, hätte sich ebenfalls über diese langfristige Perspektive „ihrer“ Gemeinde Oberrahmede gefreut, und bat um einen Moment des Gedenkens für die verstorbene Pfarrerin. Von den Presbyterien gab es ein gemeinsames und dennoch jeweils sehr persönliches Grußwort von Achim Lohmann (Hülscheid-Heedfeld), Christina Rosemann (Oberrahmede) und Helmut Schaffring (Rahmede).
Mit Harald Haböck und Sebastian Wagemeyer sprachen nicht nur Bürgermeister aus zwei der drei Kommunen, zu denen die Gemeinden gehören, sondern auch Menschen, die Siol als Weggefährten kennen, sei es als Freund, als engagierten Schalksmühler Bürger oder als Kommunalpolitiker mit Sitz im Gemeinderat und ehemaligen Bürgermeisterkandidaten. Gleiches galt für den Schalksmühler Gemeindebrandinspektor Dirk Kersenbrock, denn auch er gehört dem Gemeinderat an, und Michael Siol wiederum ist Mitglied der Feuerwehr. Holger Rutenbeck, Vorsitzender der Hülscheider Schützen, hieß den neuen Pfarrer im Namen der Vereine willkommen, die mit allen drei Kirchengemeinden eng verbunden sind.
Alles das macht deutlich, es sind große Fußstapfen, in die Siol tritt – und das nicht nur angesichts seiner Vorgängerinnen – aber alle Redner und auch sein Pfarrerkollege Thorsten Brinkmeier sagten zu, gemeinsam daran zu arbeiten, dass sie passen. „Es geht nur gemeinsam.“ Dieser Satz, der in Zeiten von Pandemie in der Welt, Krieg in Europa sowie Brückensperrungen und strukturellen Veränderungen vor Ort, über so vielen Dingen steht, war auch prägend für viele Worte an diesem Nachmittag. ©bg
