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Großes Interesse an Gemeindetage unter dem Wort
23.3.2018

LÜDENSCHEID + Die Gemeindetage unter dem Wort, die vom 14. bis zum 18. März 2018 in der Lüdenscheider Christuskirche stattfanden, zogen auch diesmal wieder zahlreiche Besucher von nah und fern an. Sie wurden zum vierten Mal unter der Regie eines von Pfarrer Rainer Gremmels geleiteten Trägerkreises ausgerichtet, der sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Gemeinden zusammensetzt. Den Verantwortungsträgern war es auch diesmal gelungen, interessante Referenten für die Veranstaltungsreihe zu gewinnen, die für ihre Vorträge mit großem Beifall bedacht wurden.
Die Gemeindetage 2018 standen unter dem Gesamtthema Alles auf Anfang? Laut diesem Motto sollten sie dazu inspirieren, den christlichen Glauben weiterzugebe, damit möglichst viele Menschen von ihm erreicht werden. Dies erklärte Pfarrer Gremmels bei der Begrüßung der Besucher des Eröffnungsabends, zu dem er den Referenten, Tobias Faix, Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel und Autor von Büchern zu lebenspraktischen Themen, herzlich willkommen hieß. Zum Thema Alles verändert sich Kirche und Glaube auch erklärte Faix: Die Formen des Glaubens und der Kirche ändern sich seit der Apostelgelschichte, weil die Menschen sich verändern. Allerdings sei die Geschwindigkeit, in der sich Wandlung vollzieht, heute viel größer geworden. In einer Zeit des Traditionsabbruchs, in der viele Menschen in einigen Regionen Deutschlands keine Beziehung mehr zu Gott und zu Jesus Christus haben, gelte es, auf andere zuzugehen, ihnen zuzuhören, sie anzunehmen, ihre Probleme herauszufinden und ernst zu nehmen. Als Christen müssen wir hinschauen, wo andere wegschauen. Wir müssen bei den Menschen sein und sie verstehen erklärte Faix und fügte hinzu: Jeder Umbruch bietet auch die Möglichkeit zu einem Aufbruch. Als positives Beispiel dazu führte er 500 Initiativen in Berlin und Umgebung an, in deren Rahmen Christen die Gemeinschaft mit Menschen in Plattenbauten gesucht und mit ihnen zusammen christliche Projekte realisiert haben. So sei zum Beispiel in Verbindung mit einer Kirche eine dringend benötigte Kita entstanden. Der Gospelchor Risecorn der evangelischen Kirchengemeinde Oberrahmede trug unter der Leitung von Helmut Jost Stücke wie Theres nobody like Jesus und God is able to change your life vor, die laut Pfarrer Gremmels den richtigen Einstieg in die 44. Gemeindetage unter dem Wort bildeten.
Am zweiten Abend nahm sich Uwe Schäfer, Pastor des Christus-Centrums Troisdorf, der auch als Singer/Songwriter unterwegs ist, das Thema Mitten in der Welt Gemeinde zwischen Treue und Relevanz vor. Zur Grundlage seiner Betrachtung machte er das Verhältnis zwischen den Pharisäern und Jesus: Den Pharisäern war Jesus zu liberal, zu oberflächlich, während ihm ihr kompliziertes Regelwerk und ihre Heuchelei missfielen. Diese Spannung zwischen Liebe und Barmherzigkeit auf der einen Seite und Härte und Arroganz auf der anderen werde bis zu Wiederkunft Jesu bestehen bleiben. Wir wollen dafür kämpfen, dass wir unsere Relevanz nicht verlieren, erklärte Schäfer und rief dazu auf, Jesus Christus treu zu bleiben und in seiner Nachfolg anderen Menschen mit Erbarmen, Güte, Freundschaft, Geduld und Verständnis für das Menschliche zu begegnen. Der zweite Abend wurde von der Band Flanders, der sich aus Musikern und Sängern verschiedener Lüdenscheider Gemeinden zusammensetzt, mit ansprechenden Anbetungsliedern umrahmt.
Am dritten Abend der Gemeindetage sprach Jörg Ahlbrecht, Referent bei Willow Creek Deutschland und Autor etlicher Bücher, in der Lüdenscheider Christuskirche über das Thema Ich bin ein Anfänger. Er erklärte dazu, dass Menschen in der gegenwärtigen, von großen Veränderungen geprägten Zeit nur dann in eine tiefe Verbindung mit Gott kommen können, wenn Christen auf sie zugehen und sie einladen. Ausführlich zeigte er auf, dass die Kirche und die Gemeinden in den ersten drei Jahrhunderten der Kirchengeschichte wuchsen, obwohl es noch nichts von den drei Dingen gab, die heute den Menschen laut Umfragen wichtig sind: Man hatte noch keine kirchlichen Gebäude, sondern versammelte sich in den Wohnhäusern. Auch war Kirche noch keine Institution, und es gab auch noch keine Hauptamtlichen. Die junge Gemeinde bezog ihre Dynamik aus dem Missionsbefehl Jesu und zog die Menschen in Scharen an, weil alle willkommen waren. 11 Jünger, die drei Jahre persönlich mit Jesus Christus unterwegs gewesen waren, bildeten den unvollständigen Kern der Gemeinde, der allen anderen Gebrochenen und Unvollständigen Hoffnung gab. Auch heute gelte es noch, Menschen mit den Worten Willkommen im Reich Gottes, in der Nachfolge Jesu in die Kirche einzuladen. Den musikalischen Teil des Abends mit Jörg Ahlbrecht hatte der Bläserchor Geisweid übernommen, der für seinen klanggewaltigen Brass Sound im englischen Stil viel Applaus bekam.
Als Referent des vierten und letzten Abends der Gemeindetage wurde Martin Schleske willkommen geheißen, der nicht nur einer der renommiertesten Geigenbaumeister der Gegenwart ist, sondern auch Diplom-Physiker, Theologe und Autor etlicher Bücher. In seinem Vortrag über Die wirksamen Kräfte der Gnade ging es um seine Überzeugung, dass Musik letztendlich in Klang gegossenes Gebet ist. Als er mit 13 Jahren zum christlichen Glauben gefunden hatte, stieß er in den Briefen des Apostels Paulus auf etwas, das ihn fortan nicht mehr losgelassen hat, den Dreiklang, der sich aus dem Wort, dem Geist und den Wundern Gottes ergibt. Als die Jünger Jesus um einen starken Glauben baten, erklärte er ihnen: Wenn euer Vertrauen nur so groß wie ein Senfkorn ist, dann ist euch nichts mehr unmöglich. Von diesem Wort leitete Schleske ab, dass Jesus Christus alles bereit gestellt hat, damit Menschen zum Glauben finden können. Wir müssen, so betonte er, nur noch den Schaler des Glaubens anstellen. Ein kleiner Schalter von der Größe eines Senfkorns reiche aus, um die Kraft der Gnade Gottes in sich wirken zu lassen. Mit dem Satz Glaube heißt, die Gnade Gottes zu erlauben, brachte der Referent seine Aussagen schließlich auf den Punkt: Der von Kantor Wolfgang Kimpel geleitete Chor der Christuskirche umrahmte den vierten und letzten Abend der Gemeindetage mit zeitgemäßen geistlichen Liedern, die mit großem Beifall aufgenommen wurden. Zum Motto Alles auf Anfang? der Gemeindetage passt das Konzept des neuen Jugendgottesdienstes Undercover das von jungen Leuten aus der Christuskirchengemeinde ins Leben gerufen wurde. Wie Tizian Ottofülling und Peter Francoi, die es vorstellten, erklärten, soll der neue Jugendgottesdienst in Abständen von 8 Wochen jeweils von 18 bis 20 Uhr an wechselnden säkularen Orten stattfinden. ©IH